Die Marchspitze gehört zu den formschönsten und markantesten Felsgipfeln der Allgäuer Alpen. Egal ob vom Hochvogel, von den Ilfenspitzen oder von den Gipfeln des Jöchelspitzkamms aus betrachtet, die elegante Felspyramide ist stets eines der Prunkstücke des Aussichtspanoramas. Die Marchspitze entsendet nach Süden einen kurzen Grat aus Hauptdolomit, welcher das Birgerkar vom Hermannskar trennt und zwei weitere eindrucksvolle, nahe beieinander liegende Gipfel trägt: Die Hermannskarspitze und den Hermannskarturm. Besonders vom Birgerkar aus gesehen bilden die beiden höhenmäßig untergeordneten Gipfel mit ihren senkrechten Wänden und einem von ihrer trennenden Scharte wild abstürzenden Kamin eine drohende und abweisende Kulisse.
Besonders elegant wäre es, diese drei Gipfel in Form einer Überschreitung miteinander zu verbinden. Dies wird dem Gipfelbuch der Marchspitze nach auch recht gerne von erfahrenen Bergsteigern gemacht. Der Südgrat bildet von der Putzscharte aus eine sehr steile, zugespitzte Schneide, welche meiner Einschätzung nach dem Nichtkletterer ohne Sicherung kaum zugänglich ist. Verhältnismäßig „einfach“ und überaus lohnend ist hingegen die Besteigung der Marchspitze über den Westgrat. Umsonst gibt sie ihren Gipfel allerdings auch von dieser Seite nicht Preis. Der Anstieg zur Spielerscharte über stellenweise unangenehmes Geröll kostet manchen Tropfen Schweiß und der genussreiche Anstieg über die Nordflanke zum Westgrat ist allemal mit I (eine Stelle II) zu bewerten. Der wunderbare Schlussgrat zum Gipfel gestaltet sich zudem ziemlich luftig und beim Einstieg in den Gipfelkörper ist trotz zumeist deutlicher Pfadspuren etwas Orientierungssinn gefragt.
Die optional angebotene Überschreitung der Hermannskarspitze mit Besteigung des Hermannskarturms gehört in der Summe der Anforderungen zu den anspruchsvollsten, insgesamt aber auch zu den interessantesten Anstiegen dieser Seite. Die Steilrinne hinauf zur Scharte ist wegen ihrer vertikalen Schichtung nur an wenigen Stellen leichter als II und auch der geröllbedeckte Gipfelgrat bietet einige kurze Kletterstellen in teilweise ziemlich exponiertem Gelände. Vor unbedachter Begehung sei deshalb eindringlich gewarnt.
Erstes Ziel ist die Hermann von Barthhütte, welche wir von Elbigenalp aus über den offiziellen Hüttenanstieg erreichen. In der Ortsmitte von Elbigenalp biegen wir an einer Schnitzfigur (Hinweis: Schnitzschule) nach rechts ab und parken das Auto etwas links haltend auf dem geräumigen Schotterparkplatz. Die Parkplätze weiter oben sind neuerdings für das Freilichttheater reserviert. Wir folgen dem Fahrweg hinter dem Freilichttheater, welcher in einer ausgedehnten S-Kurve an Höhe gewinnt, bis wir zu einer Abzweigung am rechten Fahrwegrand gelangen. An dieser Stelle können wir entweder dem Fahrweg weiterfolgen oder aber besser die in Folge weit ausholende Kehre auf einer unmarkierten Pfadspur abkürzen. Die Pfadspur beginnt beinahe gegenüber der Abzweigung und zieht steil durch den Wald empor und mündet schließlich wieder auf den Forstweg. Wir können nun der Forststraße nach links Richtung Kasermandl folgen oder etwas interessanter die Weiterführung des nun markierten Steigs auf der anderen Seite der Forststraße benutzen. Er trifft nach einigen Minuten erneut auf einen Forstweg, wird aber einige Meter links auf der gegenüberliegenden Forstwegseite fortgesetzt. Weiter oben überquert der Steig erneut einen Traktorweg und endet schließlich an einer Lichtung. Links kommt die alternative Forststraße übers Kasermandl herauf.
Von der Lichtung folgen wir der Forststraße weiter Richtung Hermann von Barth Hütte. Die Abzweigung zur Rotwand lassen wir rechts liegen und folgen dem nun schmalen Steig geradeaus. Er führt zunächst hoch über der östlichen Flanke des Balschtetals entlang und strebt schließlich dem Talgrund zu, wo er an geeigneter Stelle das Tal quert und von nun an auf einem breiten Rücken in vielen Kehren zur schön gelegenen Hütte ansteigt. Je nach Gehtempo muss man bis hier mit 2 1/2 bis 3 1/2 Stunden rechnen.
Das Normale wird nun sein, die Hütte als willkommenen Stützpunkt zu nutzen und die Marchspitze erst am nächsten Tag anzugehen. Die Besteigung aller 3 Gipfel aus dem Tal ist mit 2000 Höhenmetern und gut 11 Stunden Gehzeit sehr anstrengend, aber bei frühzeitigem Aufbruch und guter Kondition möglich.
Von der Hütte folgen wir dem etwas oberhalb abzweigenden Steig, der zu einer südlichen Schulter der Ilfenspitzen hinaufführt. Alternativ kann man auch den direkt von der Hütte ausgehenden, etwas weiter unten entlang leitenden Steig benutzen. Dies erspart aber nur wenige Höhenmeter und ist landschaftlich weniger schön. Auf der beschriebenen Schulter erhalten wir nämlich besonders in den Morgenstunden einen sehr imponierenden Blick auf unsere Gipfelziele. Von der Schulter aus steigen wir über steile, aber gut zu begehende Schrofenbänder ins Birgerkar ab und queren dann auf dem Wandersteig das Birgerkar nach Westen. Besonders eindrucksvoll zeigt sich hier der bereits erwähnte Kamin zur Scharte zwischen Hermannskarturm und Hermannskarspitze. Beim Anstieg von der anderen Seite werden wir ihm in einer unvermutenden Art und Weise wieder begegnen.
Aus dem Kar steigen wir stets den Markierungen folgend auf Gerölltritten zum so genannten Schafschartl auf, einer unbedeutenden, von einem markanten Felszacken begrenzten Scharte unter den Abstürzen des Hermannskarturms. Auf der anderen Seite strebt der Steig mäßig fallend über Geröllfelder und Schrofen dem Hermannskar entgegen. Es ist eine wunderbare Felsenlandschaft, die sich hier vor einem auftut. Diese Landschaft wird uns bei einem Großteil unseres Aufstiegs zur Marchspitze begleiten.
Wir folgen dem Wanderweg so lange, bis wir an einem schwach ausgeprägten, begrünten Buckel Einblick in die Spiehlerscharte zwischen der Östlichen Faulewandspitze und der Marchspitze erhalten. Der Aufstieg zur Scharte gehört zugegeben nicht zu den angenehmsten und lohnendsten Abschnitten dieser Tour. Am besten steigt man auf Geröll zu einer Pfadspur auf, welche ziemlich mühsam an ein paar spärliche Graszungen heranleitet. Diese sind besonders im mittleren Abschnitt recht gut gangbar, weiter oben orientiert man sich am besten nach rechts und steigt über stellenweise zusammen gebackenes Geröll und Schrofen zur Scharte auf. Klettern muss man hier nicht, aber bezüglich Trittsicherheit stellt dieser Abschnitt (speziell in Abstiegsrichtung) einige Ansprüche, auch wenn hier keine unmittelbare Absturzgefahr besteht.
Zunächst auf deutlichen Trittspuren steigen wir auf einem Geröllfeld unterhalb der steilen Felsflanke des Westgrats schräg bergan zu einem im Geröll eingelagerten plattigen Aufschwung, welcher an guten Tritten erklettert wird. Dann geht es nur noch kurz im Geröll bergauf, bis wir links eines schroffen Abbruchs über eine Rampe zu einer Rinne gelangen, welche von links nach rechts schräg hinauf Richtung Westgrat leitet und links von einer steilen Wand begrenzt wird (hiermit sind nicht die zwei Steilrinnen gemeint, welche noch unterhalb des oben genannten plattigen Aufschwungs aus Richtung der Turmgruppe hinabziehen!). Leider ist der untere Austritt der Rinne nicht sehr offensichtlich. Eine anhaltende Querung auf einem Geröllband unterhalb der felsigen Westflanke ist jedoch ein sicheres Zeichen dafür, dass Sie an der richtigen Rinne bereits vorbeigewandert sind.
In der Rinne liegt einiges an Geröll, doch bietet die erwähnte linke Wand gute Haltegriffe (I). Die Rinne leitet in eher kurzer Kletterei zu einem kleinen, recht markanten Kessel empor, welcher nur einige Meter unterhalb der Grathöhe eingelagert ist - ein sicheres Zeichen dafür, dass sie richtig sind. Sollte das Aha-Erlebnis ausbleiben, so sollten Sie umgehend umkehren und die Suche nach der richtigen Rinne von vorne beginnen. Vom Kessel aus schnürt sich die Rinne in ihrem fortgesetzten Verlauf eng zusammen. Ein Steinmann zeigt, dass über sie wohl ein Anstieg zur Grathöhe möglich ist. Einfacher ist aber der direkte Anstieg aus dem Kessel. Er wird von zwei ganz kurzen, kaminartigen Steilrinnen durchrissen. Am Besten benutzt man die rechte Rinne. Tipp: Der Einstieg in diese ist einfacher, wenn man nicht ein Meter oberhalb von rechts aus der fortgesetzten Aufstiegsrinne hineinquert. Dann klettert man zur Grathöhe empor (II) und verlässt die Rinne nach links, klettert dann aber besser nicht den steilen und ausgesetzten Abbruch zur Grathöhe hinab (II+), sondern steigt auf ganz einfachen Schrofentritten auf der südlichen Gratseite zu einem Band ab (I) und quert auf diesem mit wenigen Schritten nach Osten zur erwähnten Stelle unterhalb des Abbruchs.
Nun geht es ein kurzes Stück den Grat entlang, wo er bald darauf etwas nach rechts abknickt und sich steil aufbäumt. Wir halten uns links und klettern dann in der Nordflanke ein gutes Stück in wunderbar griffigen Fels wieder zum Westgrat auf (höchstens I+). Nun beginnt die Königsetappe, ein alpin ungewöhnlich lohnender Grataufstieg zum Gipfel. Der Grat ist nun nur noch schwach geneigt, aber an einigen, plattigen Stellen ziemlich luftig. Hier und da muss man an einigen Plattenstufen noch mal Hand anlegen und ich muss ganz ehrlich eingestehen, dass ich auch hier und da mal an den Fels gegriffen habe, um mein Gleichgewicht wieder auszubalancieren.
Nach wenigen Minuten erreichen wir den verhältnismäßig geräumigen Gipfel mit einem kleinen Metallkreuz und Buch. Beim neugierigen Blick hinein war ich sehr erstaunt: Nur selten finden sich mehr als 20 Einträge pro Jahr darin. Ich habe zwar schon vermutet, dass die Marchspitze kein Modeberg ist, aber die Besteigungen hätte ich zumindest in dreistelliger Summe pro Jahr vermutet. Zieht man auch noch die "Freaks" ab, die in nicht unerheblicher Anzahl über den Südgrat aufgestiegen sind, dann entfallen noch etwa 10 Einträge auf den "fortgeschrittenen Normalbergsteiger". Was die Aussicht betrifft: Grandios! Beweis ist mein am Gipfel aufgenommenes Panorama. Glanzpunkte sind der Hermannskarsee, der Große Krottenkopf, der Hochvogel und die sich östlich anschließenden Ilfenspitzen.
Genau auf der Anstiegsroute steigen wir wieder zur Spiehlerscharte ab, wobei trittsicheres Gehen besonders am Grat sehr wichtig ist. Wem der Abstieg durch die Steilrinne hinab zum Kessel unterhalb des Westgrats zu schwierig erscheint, dem hätte ich noch eine recht interessante Abstiegsalternative anzubieten. An der Stelle, an der man nach Norden in die Steilrinne einsteigen würde, folgt man dem Grat noch ein Stück auf der Südseite. Ein Band leitet zu einer steil aufgestellten, hellen Plattenwand hinaus und umgeht diese ziemlich ausgesetzt auf einem kaum fußbreiten, waagrechten Felsspalt. Die psychisch unangenehmste Stelle ist ein kleiner Dorn über dem Abgrund. Man benutzt ihn besser als festen Tritt und keilt den rechten Fuß in die Felsspalte dahinter, anstatt den linken Fuß auf einen Tritt links des Dorns zu setzen. Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Das alles ist ohne Kletterei, fester Fels, aber eben gut luftig.
Man gelangt nun zum oberen Punkt der bei der Anstiegsbeschreibung bereits erwähnten "falschen" Rinne, welche sich im oberen Abschnitt allerdings als Geröllrinne herausstellt. Man könnte nun nach rechts hinüberqueren (Steinmann) und würde so wieder in den vom Aufstieg bereits bekannten kleinen Kessel gelangen. Dann wäre aber ein Abstieg über die kaminartige Aufstiegsrinne sicherlich vorzuziehen gewesen. Wir folgen deshalb der geröllgefüllten Rinne so weit hinab, bis man über ein paar steile Gerölltritte auf ihre östliche Begrenzungsrippe gelangt. Von hier aus kann man über trittige Schrofen hinweg zu unserer Aufstiegsrinne unterhalb des Kessels hinüberqueren oder aber die Flanke direkt in netter Kletterei (II-) zum nahen Geröllfeld abklettern. Von der Spielerscharte aus ist auch der nun etwas ungemütlichere Abstieg ins Hermannskar bald überwunden.
Wie beim Zustieg zur Marchspitze gehen wir auf dem Wanderweg zum Schafschartl zurück und steigen von dort wieder ins Birgerkar hinab. Noch vor dem Schafschartl bietet sich die schon zu Beginn erwähnte Besteigung des Hermannskarturms und der Hermannskarspitze an. Wer Übung im Klettern (II) hat und absolut trittsicher und schwindelfrei ist, dem wird dieser Abstecher Freude bereiten.
Auf dem Weg zum Schafschartl bleiben wir so lange auf dem Weg, bis dieser nach Querung eines teilweise begrünten Geröllbuckels wieder näher an die Felsen heranleitet und in seinem weiteren Verlauf eng an die Felsen gepresst durch eine gewundene Rinne hinüber zum Schafschartl leiten würde. Es ist eine kaum ausgeprägte Bodenwelle, welche (in unserer Richtung) links von einem steilen Schrofenwandl begrenzt wird. Ein Blick nach oben vergewissert, dass man sich nun in etwa unterhalb der Scharte zwischen den beiden Gipfeln befinden muss. Das erwähnte Wandl wird an guten Griffen (I+) erklettert und wir gelangen zu einem Felsabsatz vor einer sehr steilen Rinne. Hier NICHT hinaufklettern. Auch diese leitet hinauf zur Scharte, aber nach den Informationen von Günther Laudahn ist der Ausstieg im oberen Teil eine recht heikle und schwierige Angelegenheit. Ich konnte diesen Eindruck von oben gesehen nur bestätigen. Stattdessen queren wir nach links über zwei Rippen hinweg (II-) zum unteren Ende einer sehr steilen Nachbarrinne. Der erste Aufschwung in die Rinne ist wegen fehlender Griffe im oberen Teil III. Leichter gelangt man in die Rinne, in dem man den rechten Begrenzungsschrofen erklettert und dann sofort steil nach links in die Rinne hineinquert (II und luftig). Verlockend erscheint die Querung zurück in die Rinne über einen blockigen Tritt in der steilen Begrenzungswand etwa 2 Meter oberhalb, nach Maik ist das aber recht unangenehm und schwieriger.
Vor uns liegen nun knapp 200 Höhenmeter Genusskletterei bis II+. Ob diese Einschätzung auch für einen erfahrenen Kletterer richtig ist, sei einmal dahingestellt. Besonders ungewohnt ist für den Nichtkletterer die durchgehend senkrechte Schichtung der Rinne, welche häufig arm an waagrechten Tritten und Griffen ist. Man muss gelegentlich den Fuß zwischen die senkrechten Risse der Schichtungen verkeilen und sich mit den Händen an den dazwischen liegenden Rippen hochziehen. Erschwerend sind allemal auch die Länge und die Steilheit des Geländes (die Aufnahmen auf der Photoseite täuschen). Erleichternd ist hingegen der fast durchgehend solide Fels. Nach etwa der Hälfte legt sich die Rinne etwas zurück (I+) und weist nun auch den ein oder anderen psychisch angenehmen Absatz auf. Wir gelangen zu einem geneigten Geröllabsatz, wo sich unsere Rinne mit der rechten Rinne vereinigt. In der nun breiten Rinne steigen wir weiter Richtung Scharte hinauf, wobei man auf den ersten Metern schon fast von Gehgelände sprechen könnte. Dann kam für mich eine psychische Totalblockade. Einige Meter unterhalb der Scharte klafft ein gähnender Schlund, welcher direkt in den Ostkamin mündet. Man umgeht in auf der linken Seite in eigentlich weniger anspruchsvollem Gelände (I). Die Vorstellung, ich könnte hier wie in einer Toilette einfach den Kamin herunter gespült werden, fand ich dennoch unerträglich.
In der Scharte angekommen nehmen wir uns als erstes den Hermannskarturm vor. Von der Scharte folgen wir dem Grat nach rechts, umgehen das erste steilere Gratstück rechts herum, das zweite links und klettern dann über eine mannshohe Stufe hinauf zum plattigen Gipfelplateau (bis I+). Das erste Gefühl von Sicherheit trügt: Der exponierte Gipfel stürzt nach Westen und Süden derartig brutal in Bodenlose ab, dass einem selbst auf allen Vieren noch das Grauen packt. Besonders gut lässt sich von hier das Gelände auf der anderen Seite der Scharte hinauf zur Hermannskarspitze studieren und es sei durchaus angeraten, diese Möglichkeit auch zu nutzen. Der erste Orientierungspunkt ist ein auffallend gelber Fleck im unteren Drittel. Er befindet sich etwas oberhalb einer kurzen Rinne. Rechts dieses Flecks befindet sich über einer Geröllrampe eine zweite Rinne, welche mit ihrem oberen Ende an ein breites Grasschrofenband stößt, welches zu einer auffallend glatten Felsschneide hinaufleitet. Mit diesen Vorkenntnissen steigen wir wieder zur Scharte ab. Gehen Sie konzentriert und lassen Sie sich Zeit, das Gelände erlaubt hier kaum Fehler. Achten Sie beim Abstieg darauf, dass Sie in der zweiten Hälfte nicht versehentlich auf die (im Abstieg) rechte Gratseite gelangen. Sie ist nicht schwer (II-), die im Aufstieg beschriebene Route auf der anderen Gratseite ist jedoch bedeutend leichter und vor allem schneller.
An der Scharte gehen wir auf einem horizontalen Band nach links und gelangen zum unteren Ende der ersten Rinne. Sie ist im Ausstieg ziemlich steil und mit II zu bewerten. Am oberen Ende erblicken wir den gelben Fleck und queren nach rechts über Geröll und einer ganz kleinen Graszunge zum Ansatz der zweiten Steilrinne. Sie ist ganz ähnlich beschaffen wie die erste Rinne, auf halber Höhe befindet sich jedoch ein kleiner Geröllabsatz. Leichter ist es, von diesem Absatz aus nach rechts hinauszuqueren, wo man auf das Grasschrofenband trifft. Man kann auch die Rinne weiterklettern (II) und trifft einige Meter weiter oben ebenfalls auf das Grasschrofenband. Es leitet zu der plattigen Felsschneide, hinter der sich eine dritte Rinne verbirgt. Sie ist deutlich weniger geneigt als die Rinnen zuvor und wir erreichen in hübscher Ier-Kletterei einen Vorgipfel, von dem es nur noch wenige Schritte zum Hauptgipfel der Hermannskarspitze sind.
Besonders imponiert der Blick nach Norden auf den scharfen Südgrat der Marchspitze, welcher sich an der (nicht einsehbaren) Putzscharte steil emporschwingt. Unterhalb der Scharte befindet sich ein steiles Geröllfeld, auf welchem wir nach Abstieg über den Nordgrat ins Birgerkar absteigen wollen. Gut zu erkennen ist von unserem Standpunkt aus, dass die (südlich) davor liegenden Schuttfelder mit steilen Schrofenwänden ins Kar abbrechen und damit für einen Abstieg ins Kar nicht in Frage kommen.
Der Abstieg über den Nordgrat der Hermannskarspitze ist leichter als der Abstieg über die bekannte Aufstiegsroute, aber zum Durchatmen ist es noch zu früh. Zunächst folgen wir dem Grat, umgehen eine kurze Gratstufe rechts und gelangen dann zu einem gut 3 Meter hohen Abbruch über einer kleinen Einschartung. Der Abstieg dorthin ist recht exponiert und man muss sich schon etwas strecken, um an die jeweils nächsten Tritte zu gelangen (II). Am Besten hält man sich hierbei auf der Westseite des Grats. Von der Einschartung steigen wir wieder ein paar Meter hinauf zu einem Gratkopf. Dieser bricht nach einigen Meter in einen Kessel auf der Westseite der Gratschneide ab. Man umgeht den Abbruch westlich, in dem man zunächst eine etwas ausgesetzte, nach Westen ziehende Felsrippe abklettert (II). Sie stößt an ein schmales Schrofenband, über welches man nach rechts in den Kessel absteigt (I+). Vom Kessel steigen wir durch eine geröllgefüllte Rinne (Vorsicht Steinschlag) zu einem Geröllband ab (I). Dieses Band, welches sich nun stets westlich der scharfen Gratschneide von Querrippe zu Querrippe schwingt, schnürt sich einige Male eng zusammen, ist aber gemessen an dem abschüssigen Gelände gut gangbar und wir erreichen ohne sonderliche Schwierigkeiten (im Mittelteil eine etwas unangenehm gleitende Geröllzunge) einen breiten Rücken, welcher nach Norden senkrecht in die Putzscharte abbricht.
Wir gehen am Abbruch wenige Meter zurück und steigen dann auf geröllbedeckten, aber trittigen Schrofen soweit ab, bis wir nach links auf das Geröllfeld unter der Putzscharte gelangen. Diese Variante ist einer noch etwas weiter hinten beginnenden seichten Rinne vorzuziehen, welche wegen zusammen gebackenen Geröll unangenehm ist. Keinesfalls sollten Sie in die Versuchung geraten, den verlockenden, direkten Abstieg über die direkt unterhalb sich befindenden Geröllfelder anzugehen. Von hier aus könnte man die Abbrüche darunter schnell übersehen.
Der weitere Abstieg auf dem harten Geröll ist keine wirkliche Freude, weiter unten gibt es rechts haltend aber ein paar passable Abfahrmöglichkeiten. Ohne zu sehr übertreiben zu wollen, aber wir alle waren recht froh, im Birgerkar wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Auf einer von der Marchscharte kommenden Trittspur, welche wohl nicht selten bis weit in den Sommer hinein unter einem Schneefeld vergraben liegt, wandern wir das Birgerkar hinab und treffen bald auf unseren Anmarschweg zum Schafschartl. Hier können wir entweder zurück zur Hermann von Barth Hütte wandern oder aber etwas kürzer dem etwas weiter links beginnenden, zu Beginn recht undeutlichen Steig hinab ins Bernhardstal nehmen. Er prägt sich schnell deutlicher aus und wir erreichen eine Wegegabel. Links beginnt die schon beim Zustieg ins Birgerkar beschriebene Alternativroute zur Hermann von Barth Hütte. Wir folgen aber dem nun deutlichen und markierten Steig, welcher in vielen Kehren hinab ins Bernhardstal leitet. Kurz vor Erreichen des Tals sollte man sich von einigen abzweigenden Pfadspuren und Steigen nicht verwirren lassen. Den Hauptweg nicht verlassend erreichen wir hinter einer Kurve einen Wegweiser. Wir folgen ihm nach links Richtung Elbigenalp und treffen schließlich auf einen Forstweg, welcher den Bach auf einer Brücke überquert und dann weiter talauswärt führt. Es bieten sich einige hübsche Tiefblicke in das wild eingeschnittene Bachtal bis wir zur bewirtschafteten Gibler Alm gelangen. Hier nehmen wir am Besten den kurz hinter der Alm als Abkürzung bezeichnenden Pfad zurück nach Elbigenalp und kommen ganz in der Nähe unseres Parkplatzes auf der anderen Seite des Bernhardsbachs heraus. Diese Route kommt auch als etwas schnelleren Zustieg ins Birgerkar in Betracht. Da der Anstieg über die Hermann von Barthhütte landschaftlich jedoch viel zu bieten hat, würde ich von dieser Variante eher absehen. |